Alleine mit mir
Ich hab sie gehasst, diese gutgemeinten Ratschläge „Du musst zuerst mit dir alleine klar kommen, ehe du bereit für einen Partner bist“. Verflucht habe ich sie. Ich konnte das nicht mehr hören, damals, in all den Jahren meines Single-Daseins.
Wer bitte, wenn nicht ich? Ich, die schon so viel an sich gearbeitet hat? Wenn das stimmte, dann wären wohl die meisten Menschen Single, stäubte es in mir.
Und doch. Gleichzeitig wusste ich, da ist etwas Wahres dran. Schon Rumi hatte gesagt:
„Wenn du ganz bei dir bist und ich ganz bei mir bin, dann können wir uns begegnen.“
(Rumi)
Sei wählerisch
Menschen, die mir sagten, ich sei zu wählerisch, lernte ich zu antworten: Wählerisch ja. Aber nicht ZU! Schließlich hat Frau ihre Prinzipien, ihre Standards gesetzt. Meine Freundin meinte, solche Männer wie du einen suchst, gibt es nicht viele. Ich brauch nicht viele, ich bauche nur einen, hielt ich entgegen.
Nun ja. Wie ihr wisst, bin ich mittlerweile das zweite mal verheiratet. Seit vier Jahren leben wir zusammen auf sehr engem Raum.
Endlich wieder einmal alleine sein
Vorige Woche war anders. Mein Mann war eine Woche lang nicht da.
Ich hatte mich schon gefreut, wieder einmal ein paar Tage alleine zu sein. Ich würde mich mich Freundinnen treffen und mich in meinem Bett ausbreiten und und und.
Mit Freude kniete ich mich in meine Arbeit, die Ideen sprießten aus mir und es blieb kaum Zeit für Freundinnen-Time. Ich muss über mich selbst lachen, was ich alles in diese Tage packen wollte.
Am letzen Tag überkam mich die Melancholie. Ich hatte bis spät abends gecoacht. Müdigkeit und Traurigkeit mischten sich.
Eine hilfreiche Praxis
Vor dem Schlafen gehen schrieb ich mein Dankbarkeits-Tagebuch. Ich weiß, diese Praxis baut mich auf und läßt mich mit einem guten Gefühl einschlafen.
Danke für die vielen Inspirationen. Danke, dass ich alleine gut für mich sorgen kann. Danke, dass du morgen wieder nach Hause kommst. Danke für all meine Freundinnen. Danke, danke, danke …..
Mehrere Seiten füllte ich, ehe ich zufrieden das Licht ausmachte.
Die leere Seite des Doppelbettes fühlte sich kühl an. Ich vermisse dich, hörte ich mich flüstern. Hallo!, rief eine Stimme in mir – er kommt morgen wieder! Du bist grad mal eine Woche alleine. Du bist erwachsen.
Eine Träne drückte von innen auf den Augapfel. Ein Schmerz, schneidend scharf in meiner Brust.
Was ist jetzt los? Raunzte die strenge Stimme in mir.
Journaling hilft
Also. Noch einmal Licht an und Journal heraus. Der spitzkantige Schmerz in mir. Du machst mir Angst, begann ich zu schreiben. ES schrieb aus mir, füllte Seite um Seite. Eine Träne tropfte aufs Papier, die Tinte zerrann.
Ich legte das Journal zur Seite. Der Schmerz lag neben mir im Doppelbett, nicht mehr als Feind, nein viel mehr als Freund legte er seinen Arm um mich. Ich weiß, es war schwer, flüstert er. Aber es ist vorbei.
Das Innere Kind an die Brust nehmen
Im Traum bereitet ich ein Babyfläschchen zu und stellte es zur Seite. Ich nahm das Baby aus der Wiege und stillte es an meiner Brust.
Danke für diesen Traum. Ich weiß, für mein Inneres Kind bin ich zuständig, nur ich. Es will gestillt werden. An der Mutterbrust. Kein Babybrei aus der Flasche.
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit meinem Inneren Kind und vermutlich bleibt das eine lebenslange Aufgabe. Eine schöne Aufgabe, sobald wir unser Inneres Kind erst einmal kennen gelernt haben. Bei vielen ist es gar nicht so einfach, in das Verließ vorzudringen, wo es sich versteckt hält.
Über das Innere Kind habe ich ja schon mehrfach gebloggt und auch eine geführte Reise aufgenommen. Mit Klick auf den Butten kannst du dir gleich zwei Reisen Downloaden:
Das Glück des Alleine-seins
Danke, dass du mir ein paar Tage mit mir geschenkt hast. Manchmal muss ich alleine sein, um mich zu finden.
Danke, dass sich ein uralter Schmerz zeigen konnte. Erst wenn er gesehen, gehört, gefühlt wird, kann er sich auflösen.
Ich hab dazu gefunden, meine Kleine selbst zu stillen, nicht mit fremdem Futter zu trösten.
„Du musst zuerst mit dir selbst klar kommen, ehe du bereit für eine Beziehung bist“. Hmmm. Ja. Immer wieder.
Wenn du da bist, ist das Leben einfach. Du bekochst mich. Du unterhältst mich. Wir unternehmen viel. Ich treffe mich mit Freundinnen. Das Leben ist voll. Es gibt viel Ablenkung.
„Ich kann mich immer wieder so groß machen, dass alles nebeneinander Platz hat.“
Anneliese Scherabon
Erzähl mir in den Kommentaren von deine Erfahrungen. Ich freu mich über deinen Beitrag!
Mir selbst zu hören
Nein, nein, du musst nicht immer verreisen, damit ich zu mir finde 🙂
Ich finde mich auch im Wald.
Ich finde Gelegenheiten, mir selbst zu zu hören. Wenn es still ist. Beim Gehen. Beim Schreiben. Beim Tanzen.
Journaling ist ein wunderbare Gelegenheit, sich selbst zu zu hören. Mit sich selbst in Kommunikation zu kommen. WALD-POESIE verbindet diese Kraft des Schreibens, mit der Kraft der Natur. Komm mit und probier es aus!
2 Antworten
Wunderbar, wie ehrlich, authentisch und freud- und friedvoll du deine Inhalte formulierst!
Danke, liebe Christine <3