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Schreiben mit dem Innere Kind

Alter Schmerz

Schmerzen im Rücken plagen mich. Ich weiß nicht wann es angefangen hat, so lange sind sie schon da.

Meine Körpertherapeutin sagt, der Schmerz sei alt. Sehr alt. Und ich weiß, dass sie recht hat. Mir wird kalt. Unendlich kalt. Bilder eines kleinen Kindes tauchen auf. Ein frierendes Baby. Allein.

So oft habe ich mich schon mit meinem Inneren Kind beschäftigt. Ich kenne meine Kleine gut, in verschiedensten Altersstufen. Als ich sie kennen lernte, hat es eine Weile gedauert, bis sie Vertrauen fand und ich mich ihr nähern durfte. Es war ein langer Prozess. Das ist schon geraume Zeit her. Wenn ich mich heute meiner Kleinen zuwende, springt sie voll Freude auf meinen Schoß, umarmt mich, ich liebkose sie.

Das Innere Kind in Sicherheit bringen

Und dennoch, manchmal tauch sie unbemerkt auf. Ein wichtiger Termin mit einem Geschäftspartner, ich habe ein mulmiges Gefühl und möchte lieber einen Bogen um dieses Gespräch machen. Also suche ich meine Supervisorin auf.

Was ist mit deiner Kleinen? Hast du sie in Sicherheit gebracht?

Hmm. Danke fürs Erinnern.

Dieses Innere Kind ist vielleicht 10 Jahre alt. Das war eine schwierige Zeit in meinem Leben, als Zehnjährige wurde mir viel zu viel Verantwortung aufgeladen. Ich war den Aufgaben nicht gewachsen.

Diese Zehnjährige zeigt sich dann, wenn ich mich unsicher fühle. Meine Kleine an einen sicheren Ort zu bringen ist der erste Schritt.

Sobald mein Inneres Kind in Sicherheit ist, kann ich wieder als Erwachsene agieren. Die Aufregung relativiert sich. Ich weiß, ich stehe mit beiden Beinen im Leben, ich kann verhandeln, ich kann meine Argument vorbringen und ich brauche keine Angst haben, dass ich der Situation nicht gewachsen wäre.

Gut, diese Geschichten kenne ich. Aber warum liege ich hier, unter den Händen meiner Körpertherapeutin? Schluchzend. Geschüttelt vor Angst. Sehr, sehr alte Angst. Der Schmerz entstand noch bevor ich denken konnte. Als Embryo? Als Neugeborenes?

In meinen Muskeln hatte die Angst ihr Zuhause gefunden. So viel Kraft hat es mich all die Jahre gekostet, den Schmerz zu ignorieren.

Die Frau mit den Zauberhänden bringt ihn zu Tage. Ich bin bereit zu fühlen.

Natur-Therapie

Zu Hause packe ich meinen Schmerz in den Rucksack, nehme mein Journal mit und hinaus in die Natur. Gehen. Wandern. Wo sich Wasser zwischen mächtigen Felsen seinen Weg bahnt, wo Naturwesen in Bäumen und Steinen wohnen finde ich Heilung. Ich lass mich nieder und schreibe. Worte fließen aufs Papier, Tränen über die Wangen. So viel Innere Kind Arbeit habe ich schon geleistet. Doch nun dieser Schmerz? Er war so tief vergraben. Erstmals schreibt er sich heraus, füllt Seite um Seite. Bis kein Wort mehr da ist.

Ich steige in das eiskalte Wasser, spüre jede Zelle neu. Fühle mich neu. Überwältigt von der Schönheit der Natur. Dankbar all den Wesen, die hier wohnen.

Warum Schreiben hilft

Emotionen, die keinen Ausdruck finden, setzen sich im Köper fest. Es kostet enorm viel körperlicher Anstrengung, Gefühle zur unterdrücken. Dies bestätigte bereits James Pennebaker 1990 in seinen Studien. Er erforschte die Heilsame Wirkung des Expressiven Schreibens und fand heraus, dass allein das unzensurierte Niederschreiben körperliche Leiden lindern kann. Auch von zahlreichen anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wurde die heilsame Wirkung des Schreibens erforscht und bestätigt.

Sobald ein Gefühl eine Stimme bekommt, kommt es in dein Bewusstsein. Es ist kein Dämon mehr in deinem Unbewussten, du hast einen Namen dafür, hast Worte, kannst verändern, gestalten, kannst damit spielen. Du hast die Macht zurück gewonnen.

Auf diese Weise schaffen Worte „somatische Fakten“ – das ist ein Ausspruch von Hilarion Petzold, der gemeinsam mit Ilse Orth die Integrative Poesie- und Bibliotherapie entwickelt hat. Worte am Papier können Wohlbefindens herstellen.

Warum Schrieben hilft und wie wir es als Selbstcoaching einsetzen können, habe ich in meiner Masterarbeit „Schreiben macht glücklich“ 2019 erforscht.

Das Innere Kind im Wald

Der US-amerikanischen Psychologe John Bradshaw formulierte, „Wir können nur heilen, was wir fühlen“. Auf ihn geht die Arbeit mit dem Innern Kind zurück, er prägte in den 1980er Jahren den Begriff „inner child“. In meinem Artikel „Mach doch kein Theater“ habe ich über Aspekte des Inneren Kindes geschrieben.

Im Wald sitzend gab ich mich dem Schmerz hin. Mein Inneres Kind führte den Stift, es erzählte mir, was es durchgemacht hatte. Die Naturgeister traten in den Dialog ein, beschützten und bestärkten meine Kleine.

Schon als Kind hielt ich mich gerne im Wald auf, sprach mit Bäumen und all den Wesen, die ich in den Wurzeln und Steinen entdeckt hatte. Meine Mutter verurteilte dies als Aberglaube, also hörte ich auf, darüber zu sprechen. Das mich im Wald zu Hause fühlen ist geblieben, an die Verbindung mit den Waldgeistern hatte ich mich erst später im Erwachsenenleben wieder erinnert.

Neue Therapieformen bedienen sich in jüngster Vergangenheit der heilsamen Wirkung der Natur. Es ist nun wissenschaftlich belegt, dass im Wald, durch die Verbindung mit den Elementen, Verbindung mit unserem Innersten leichter gelingt.

Also: Raus in den Wald! Und nimm dein Journal mit!

Zum Weiterlesen / Quellen

2 Antworten

  1. Danke für diesen Artikel inkl wundervoller Inspiration, liebe Barbara🙏🏻❣️ ich bin auch seit meiner Kindheit gerne im Wald und das nächste Mal werde ich mit meiner Kleinen dort schreiben✍️

  2. Danke für diesen Artikel inkl wundervoller Inspiration, liebe Barbara🙏🏻❣️ ich bin auch seit meiner Kindheit gerne im Wald und das nächste Mal werde ich mit meiner Kleinen dort schreiben✍️

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