Wie lange habe ich im Außen gesucht. Hab tausend Strategien erfunden, um alleine klar zu kommen. Und doch war alles nur lauwarm im Vergleich mit der wirklichen Verbundenheit mit meinem Inneren Kind.
Schmetterlinge im Bauch
Wie heißt er, fragt Ruth. Ich bleibe stehen. Meine Freundin kennt mich. Sie hat die Veränderung bemerkt.
Es gibt keinen, sage ich.
Doch ja, sage ich nach einer Weile. Du hast recht. Ich bin verliebt.
Ich fühle mich so. So frisch verliebt.
Meine Freundin schaut mich fragend an.
Nein, kein Mann. Auch keine Frau. Nur ich. Just me.
Ich fühle mich so rundum glücklich, so als wäre ich frisch verliebt. Mit all den Schmetterlingen im Bauch.
Aha, sagt Ruth. Was ist passiert? Wie kam es, dass du dich in dich verlieben konntest?
Sehnsucht, die weh tut
Der Schmerz war mir vertraut. Mit den Zähnen eines Raubtiers konnte die Sehnsucht zubeißen. Der innige Wunsch nach Verbundenheit blutete aus der Wunde.
Ich hatte mich aus einer destruktiven Ehe befreit. Lieber alleine, als unglücklich zu zweit. Dacht ich. Und ich war unglücklich alleine.
Hilf dir selbst, dann …
Ja, ja ich weiß. Das mach ich ja auch.
Ich geh alleine bergsteigen. Ich fahr alleine auf Urlaub. Ich buche Seminare. Ich geh alleine ins Theater.
Und außerdem: Ich hab so viele Hobbys. Ich hätte gar keine Zeit für einen Partner.
Alles nur Kosmetik
Ein magischer Sonnenuntergang am Meer. Das Herz flattert.
Und warum ist bitte niemand da, mit dem ich diesen Moment teilen kann?
Wie aus dem Nichts taucht es auf: Das nagende Verlangen. Rundum sehe ich nur mehr verliebte Pärchen. Selbstmitleid Grüß Gott. Wir kennen uns ja schon.
Der innere Ort der Geborgenheit
In einem Schreibseminar mit Renate Welsh ist er erstmals aufgetaucht: Mein innerer Ort der Geborgenheit. Eine Waldlichtung, ein kleiner Wasserfall, ein Bächlein. Sonnenstrahlen fallen durchs Blätterdach.
Meine Kleine saß am Wasser und war mit sich selbst beschäftigt.
Meine Liebesbekundungen blieben ungehört. Sie ignorierte mich.
Das Innere Kind kennenlernen
Ich buche eine Aufstellung bei Renate Daimler, einer meiner späteren Lehrerinnen. Der Wunsch nach einer Partnerschaft ist das Thema.
Meine Kleine zeigt sich. Sie ist müde. Sie braucht mein Mitgefühl. Meine Fürsorge. Unsere Kommunikation beginnt.
Ungezählte Liebesbriefe schreibe ich ihr. Mein Journal ist immer mit. Am Berg. Am Strand. Im Café. Und natürlich vor dem Einschlafen. Gute Nacht meine Kleine. Das Lieblingsfoto von ihr steht am Nachttisch.
Verliebt in mich
Weißt du Ruth, da ist etwas in mir, das gehört nur mir. Das kann nur ich lieben.
Ich weiß nicht mehr, wieviel Zeit vergangen ist, zwischen dem Schreibseminar mit Renate Welsh und dem Treffen mit Ruth. Aber ich weiß, dass nur wenige Monate danach jener Mann in mein Leben trat, mit dem ich jetzt verheiratet bin.
Vergebliche Suche
Der Wunsch nach einer erfüllten Partnerschaft ist häufig Thema, sowohl bei Aufstellungen als auch im Coaching mit meinen Klientinnen.
„Ich weiß, dass ich zuerst mit mir selbst klar kommen muss, aber …“ Diesen Satz höre ich immer wieder und er ist mir so sehr vertraut.
Wie lange habe ich im Außen gesucht. Hab tausend Strategien erfunden. Alles wertvoll.
Und doch alles nur lauwarm im Vergleich mit der wirklichen Verbundenheit mit meinem Inneren Kind.
Das innere Kind hat viele Gesichter
Einmal gefunden, zeigt sich diese schlaue Kleine sehr facettenreich. In mir ist mittlerweile ein ganzer Kindergarten mit allen Altersstufen.
Es gelingt mir immer besser zu erkennen, wann ein jüngerer Anteil von mir aktiviert ist und meine Zuwendung braucht.
Außerdem sind diese jüngeren Anteile in uns sehr schlau. Schließlich haben sie unzählige Erfahrungen gespeichert und gekämpft, um zu überleben. Sich mit deinem Inneren Kind zu verbinden eröffnet dir den Zugriff auf dein wahres Potential.
Hol dein Inneres Kind ans Licht
Manchmal habe wir Angst, uns an etwas heranzuwagen, weil wir intuitiv um den Schmerz wissen, den wir so lange unter Verschluss gehalten haben. Sei geduldig mit dir und sorge gut für dich, wenn Schmerz und Traurigkeit auftauchen. Pflege dich wie ein verletztes Kind: mit warmen Kakao, einer kuscheligen Decke, mit einem duftenden Körperöl. Verwöhne dich mit Blumen, mit gutem Essen, mit einem Frühlingsspaziergang.
Schreib in den Kommentaren, was dir und deiner Kleinen gut tut.
Auch Journaling bietet eine gute Möglichkeit für dich und deine zu Kleine sorgen. Mit Stift und Papier kannst du in deinem Tempo in Verbindung mit deiner Kleinen treten. Borge ihr deine Hand und deinen Stift und lass dich überraschen, was sie dir zu sagen hat.
Meine meditativen Reisen helfen dir, einen sicheren Ort der Geborgenheit zu etablieren und das Innere Kind ans Licht zu bringen.
Melde dich gerne, wenn du Unterstützung brauchst.
Mehr über die verschiedene Aspekte des Inneren Kindes habe ich in früheren Artikeln beleuchtet:
2 Antworten
Liebe Barbara,
dein Text hat mich sehr berührt. So richtig in Kontakt mit meinem inneren Kind kam ich erstmals, durch deine geführte Meditation bei einem Workshop, den du zusammen mit Laya gemacht hast.
Das hat mich damals richtig geflashed und ich „erwachte“ aus meiner Reise tränenüberströmt. Ich fand es zusammen gekauert, alleine in einer großen, nicht ungemütlichen, Höhle sitzend. Ein großes bogenförmiges Fenster legte den Blick auf eine wunderbare, weite, sonnige Landschaft frei- fast wie in einem Fantasyfilm.
Mittlerweile sind wir uns schon ziemlich vertraut geworden und ich lerne es immer besser kennen, das kleine Mädchen, das sich durch ihre Kindheitstraumata gekämpft hat. Ich stelle fest, wie lebensfroh und lebhaft es eigentlich ist und wie die Betrübtheit immer
öfter einer ausgelassenen, kindlichen Lebendigkeit weicht.
Danke für deinen sehr berührenden Beitrag,
alles Liebe, Ingrid
Liebe Ingrid!
Vielen lieben Dank für deine Zeilen und deine Offenheit. Es ist so berührend, wie sich ein verstörtes Inneres Kind zu ausgelassener Lebendigkeit wandeln kann, sobald wir uns ihm zuwenden.
Danke dir fürs Teilen!
Alles Liebe
Barbara