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Von dir lass ich mir gar nichts sagen

Keine Ehekrise

Wir machen getrennt Urlaub. Ich in Kroatien. Mein Mann auf Kreta.

Frauen-Schreibwoche am Meer. Ich überlege, ob ich mir früher schon so etwas gegönnt hätte. Fast alle Teilnehmerinnen sind über 50. Eine hat noch kleine Kinder zu Hause.

Ich glaube nicht, dass so ein Urlaub in meiner ersten Ehe möglich gewesen wäre.

Zwar bin ich immer wieder mal für 1, 2 oder drei Tage auf Seminar gefahren, das hatte ich mir „erlaubt“. Und ich höre noch die Schwiegermutter, wie sie sich erbost hatte: Was ist denn das für eine Bäuerin, die auf Seminar fährt, das hat es ja noch nie gegeben.

Jetzt erst recht

Mein innerer Trotzkopf stemmte die Fäuste in die Hüfte. Jetzt erst recht. Von dir lass ich mir sicher nichts verbieten.

Der Krieg der Frauen am Hof hatte begonnen. Als junge Bäuerin hatte ich mich anzupassen versucht, um dazu zu gehören. Um Anerkennung ringend. Nach und nach bemerkte ich, wie sehr ich mich dabei selbst verliere. Halt fand ich damals schon unter gleichgesinnten Frauen, in der Bäuerinnen-Gruppe von via-campesina-austria.

Sister-hood ist und bleibt wertvoll. Trägt, nicht nur in schwierigen Zeiten.

Wer verbietet?

Von wem lass ich mir was verbieten? Ist es nicht nur mein Inneres, das verbietet?

Als ich vor knapp einem Jahr meinem Mann von dieser Schreibwoche erzählte, fragte ich ihn: Wie ist das für dich, wenn ich eine ganze Woche alleine verreise. Im ersten Moment war er not amused, dennoch meinte er: Wenn dir das wichtig, ist, wenn du das willst, dann mach das.

Bei diesen Szenen bin ich so dankbar für all die Arbeit, die ich für mich in den letzten Jahren gemacht habe. Die Befreiung aus dem „Aber ich kann ja nicht“ vollzog sich nicht von alleine. Erst dadurch wurde diese neue Beziehung mit meinem zweiten Mann möglich.

Wie ist das für dich

Ich möchte das gerne. Wie ist das für dich?

Ich bot an, du kommst nach und wir hängen eine Woche dran. Das weiß ich noch nicht, war seine Antwort. OK. Darüber war ich dann erstaunt. Und not amused. Mein Mann suchte nach seiner Alternative. Er sprach mit seinen Freunden. Und jetzt machen sie Männerurlaub auf Kreta.

Drei Freunde, die sich schon sehr lange kennen, die sich regelmäßig treffen. Ihr Ritual ist das gemeinsame Dampfbad in der städtischen Badeanstalt. Wenn ich frage, wie wars im Bad, bekomme ich zur Antwort: Was im Bad gesprochen wird, bleibt im Bad. Schön. Das habe ich zu akzeptieren.

Ich freu mich, dass mein Mann Freunde hat, mit denen er vertrauliche Gespräche führen kann. Freunde die füreinander da sind.

Bereicherung

Mein Mann und ich reden viel miteinander. Und es gibt Themen, die ich lieber mit einer Freundin bespreche, und manches will mein Mann mit seinen Freuden besprechen, und das ist gut so.

Unser menschliches Dasein ist von Höhen und Tiefen geprägt. Wie Ebbe und Flut. Manchmal kommen starke Wellen daher, das Leben fordert uns. Steine liegen im Weg, Zweifel sind in uns, und da ist es gut, wenn jemand da ist, mit dem du reden kannst. Noch besser ist es, wenn mehrere da sind, mit denen du reden kannst. Das ist Bereicherung.

Reich und schön

Einer unserer Schreib-Impulse dieser Tage ergab sich nach einem Bootsausflug auf die malerische Insel Palmizana. Wir schrieben zu Reich und Schön.

Einmal mit einem großen Katamaran durch die Weltmeere segeln. Ja, das wär was. Ich schwelge in Träumereien.

Je länger wir in Hvar Town am Hafen sitzen, umso mehr merke ich, diese Society, ich glaub, die ist nichts für mich. Reich ja. Aber nicht schön um jeden Preis. Viele Frauen, deren knappe Bikinis durch die hübschen Kleidchen schimmern, flanieren am Kai. Ich erahne nur, welchen Aufwand, welche Disziplin es bedeutet, die Model-Figur zu behalten.

Die Frauen hier, die gemeinsam schreiben, zeigen ihre Schönheit anders. Zeigen sich nackt in ihrer Verletzlichkeit. Freuden, Zweifel, Ängste und Sehnsüchte fließen aufs Papier und wir teilen sie miteinander. Das verbindet. Reich und schön. Reich beschenkt, durch Offenheit. Wahrhaftigkeit.

Übers Meer

Ach ja. und die Beziehung mit meinem Mann?

Zu Hause leben wir ziiiiemlich eng aneinander, auf engem Raum. Mein Mann ist zu Hause. Ich arbeite viel im Homeoffice. Unsere Herausforderung ist, uns Freiräume zu geben. Und obwohl dieser getrennte Urlaub nicht der Wunsch meines Mannes war, sind wir uns in diesen Tagen sehr nahe gekommen. Verliebt übers das Meer. Reich und schön.

Was ist dein persönlicher Reichtum in deinem Leben? Worin kannst du Schönheit erkennen? Schreib in den Kommentaren, was dich reich und schön macht.

2 Antworten

  1. Liebe Barbara,
    ein sehr guter Beitrag zu einem Thema, das mich auch mein ganzes Leben schon begleitet. „Rücksicht“ nehmen auf Eltern, Ehemann und Kinder. Zurückstecken zum „Wohl“ der lieben Familie. Man kann das ja gut, hat es von Klein auf eingetrichtert bekommen. Die Frau steht hinter ihrem Mann und unterstützt ihn in seinen Bedürfnissen. Die Kinder gehen vor….
    Ich konnte und kann das auch sehr gut! In den letzten Jahren, seit ich begonnen habe zu schreiben, hinterfrage ich mich, meine Anpassungsfähigkeit, immer genauer.
    Ich habe es meinen lieben Mitbewohnern immer ziemlich bequem gemacht, obwohl sie vielleicht gar nichts dagegen gehabt hätten, wenn ich mich zeitweise verabschiedet und mein Ding gemacht hätte. Das war meistens eine in der Kindheit gelernte Barriere in mir, die mich zurück gehalten hat.
    Ich muss an mir arbeiten, nicht an den anderen. Das habe ich gelernt!
    Danke für diesen Artikel!
    Alles Liebe, Ingrid

    1. Liebe Ingrid,
      ja, das kennen viele Frauen sehr gut. Und wie du so schön schreibst, uns wurde das Zurückstecken beigebracht. Danke für deinen Beitrag.
      Aber jetzt ist eine neue Zeit angebrochen. Wir dürfen uns Freiräume nehmen! Und wie immer wenn etwas ungewohnt ist, braucht es Mut, das auch zu tun. Let’s rock it!

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